Katalin Neumer: „Die gemeinsame menschliche Handlungsweise“ in Wittgenstein’s Nachlass

ÖSTERREICHISCHE LUDWIG WITTGENSTEIN GESELLSCHAFT (ÖLWG)
PHILOSOPHISCHE GESELLSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT GRAZ
VEREINIGUNG FÜR WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGENFORSCHUNG
INSTITUT FÜR PHILOSOPHIE

E i n l a d u n g
zu einem Vortrag im Rahmen der Wittgenstein Lectures der ÖLWG:

Katalin Neumer (Budapest)
„Die gemeinsame menschliche Handlungsweise“ in Wittgensteins Nachlaß

Zeit: Mittwoch, 17. Juni 2009, 19 s. t.
Ort: Großer Übungsraum des Instituts für Philosophie (UR 09.51), Heinrichstraße 26/V

Prof. Dr. Katalin NEUMER, geb. 1956. Studium der Philosophie, Ungaristik und Slawistik an der Eötvös-Universität Budapest. Längere Forschungsaufenthalte in Heidelberg, Wolfenbüttel, Wien, Prag, Cambridge, Bergen, Fribourg. Seit 1987 am Institut für Philosophische Forschung an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften tätig; seit 1995 Präsidentin der Ungarischen Wittgenstein-Gesellschaft; seit 2004 Mitherausgeberin der Wittgenstein-Studien.
Zahlreiche VERÖFFENTLICHUNGEN als Autorin und Herausgeberin, u.a.: Die Relativität der Grenzen. Studien zur Philosophie Wittgensteins (Amsterdam/Atlanta, GA 2000). Die Aspekte der Seele. Wittgenstein nach den Philosophischen Untersuchungen (Budapest 2006 – unga¬risch). Sprache, Denken, Nation. Kultur-und Geistesgeschichte von Locke bis zur Moderne (Wien 2005, hrsg. mit V. Munz). Traditionen Wittgensteins (Frankfurt a.M. 2004 – hrsg.) Den¬ken, Sprechen, Schreiben (Budapest 1998 – ungarisch). — In den letzten Jahren Aufsätze zu Wittgenstein in der Periode 1946-1951: „Verdächtige Bilder und Töne. Wittgenstein 1946-1951”. In: A. Pichler/H. Hrachovec (eds.), Wittgenstein and the Philosophy of the Information, Frankfurt 2008. „Sklaven und Automaten. Wittgenstein zu Fragen der Seele in den Jahren 1946-1951”. In: W. Lütterfelds (Hrsg.), Das Sprachspiel der Freiheit. Frankfurt: 2008. „Bilder sehen, Musik hö¬ren. Zu Wittgensteins Aufzeichnungen zwischen 1946 und 1951”. In: T. Demeter (ed.), Wittgen¬stein and Austrian Philosophy. In Honour of J.C. Nyíri. Amsterdam/New York 2004.
URL: http://www.phil-inst.hu/~neumer.

ZUM INHALT
Die Bedeutung des Ausdrucks „die gemeinsame menschliche Handlungsweise“ in den Philoso-phischen Untersuchungen § 206 gehört zu einer der umstrittensten in der Wittgenstein-Literatur der letzten dreißig Jahre. Die Meinungen, ob die hier genannte Handlungsweise nur den beobach-teten fremden Leuten, oder sowohl den Beobachteten als auch den Beobachtenden, oder sogar der gesamten Menschheit gemeinsam ist, gehen weitgehend auseinander – anscheinend ohne die Hoffnung, einen Konsens zu erlangen. Ich möchte zeigen, daß man auf der Grundlage des Nachlasses von Wittgenstein eine Interpretation des Begriffes entwickeln kann, die sich in die Spätkonzeption reibungsloser einfügt als die früheren. Darüber hinaus werde ich eine Vorstufe – die letzte Manuskriptquelle – von PU §§ 206-207 darlegen und dabei zeigen, daß ihr Sinn viel einleuchtender ist als jener der „Endversion“ in den PU. Wäre Wittgenstein bei seiner früheren Formulierung geblieben, so hätte es die diesbezüglichen Diskussionen der letzten dreißig Jahre nicht gegeben. Die Resultate der Auslegung dieser Vorstufe sind darüber hinaus in Einklang mit jenen meines Streifzugs durch den Nachlaß auf der Suche nach den möglichen Bedeutungen einer „menschlichen Handlungsweise“.

Die Veranstaltungen sind frei zugänglich.